Ein Atemzug Schönheit, Weite, Licht: Namibia

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Seitdem wir hier sind merken wir, wieviel Kraft es in sich birgt den Tag anhand des Sonnelaufes zu gestalten. 

In der Schweiz fiel es uns sehr schwer, diesen Rhythmus in unseren Alltag zu integrieren. Uns begleitete das Gefühl, dass der Tag doppelt so viele Stunden haben müsste, anhand der Aufgaben, die wir hatten. So hatten wir immer wieder den Eindruck, der Zeit „hinterherzurennen“, ohne an den Lebensstrom der Gegenwart richtig angeschlossen zu sein. 
Auf Krumhuk lernen wir, die einfachen Dinge zu lieben und diese in den Alltag zu integrieren. Die Zeit scheint intuitiver und weicher zu fließen. Wir befinden uns nicht mehr auf einer Autobahn, sondern auf einem Feldweg, im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir lernen „der Weg ist das Ziel“ und erfahren „Ich bin der Weg“. 

 Da wir immer wieder gefragt worden sind, wie unser Tagesablauf hier aussieht,
hier ein (für uns) typischer Tag auf Krumhuk.


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Wie schon beschrieben, beginnen wir den Tag vor dem Sonnenaufgang. Da wir uns in der Südhemisphäre befinden, sind wie hier im namibianischen Winter und die Sonne geht ungefähr um 7:30h auf. 
Unsere kleine Terrasse vor der Wohnung ist Richtung Osten ausgerichtet, sodass wir dem Sonnenlicht zuschauen können, wie es erst den Himmel rot färbt und sich dann langsam als Feuerball über dem Bergkamm in der Ferne erhebt. 
Jedes Mal ist dies ein erhabener Moment. Denn egal, was im Leben auch passiert, die Sonne geht immer auf und unter und erinnert uns an ein Stück der Ewigkeit, die wir alle in uns tragen. Die äußere Sonne kann ein Bild für die innere Sonne werden.
In der Morgen,- und Abenddämmerung schreien die Schakale in der Ferne, ein endloses Heulen. Wüsste man es nicht besser, würde man meinen, ein Kind schreit.
Jeden Tag nach dem Sonnenaufgang vernehmen wir dann ein leises Trappeln. Und wenn wir unseren Blick nach rechts wenden in Richtung Farmgelände, dann trotten da die Milchkühe gemächlich auf dem Weg entlang. Je nach Stimmung wird das ein oder andere Auto beschnuppert oder ein Grashalm abgezupft, der am Wegesrand steht. Ansonsten heisst es für die Milchkühe: ab auf die Weide! Und sie finden ihren Weg alleine.
Im Moment ist hier Trockenzeit und es ist wirklich sehr trocken. Der nächste, nährende Regen wird erst im Januar/Februar erwartet. 
Dann sprießen die Gräser, Bäume und Büsche. Angepasst an die klimatischen Bedingungen haben die meisten Pflanzen tiefe Pfahlwurzeln gebildet, über die sie über den Grundwasserspiegel Feuchtigkeit beziehen. Doch generell gibt es nicht viel Wasser in Namibia und eine Farm muss gut haushalten. 
Doch zurück zu unserem Tagesablauf. Da der Morgen die einzige Tageszeit ist, an der wir Sonne auf der Terrasse haben, verweilen wir gerne dort, frühstücken, schreiben und malen. Oder wir sitzen einfach nur in der Sonne, während der Farmbetrieb Fahrt um uns herum aufnimmt. 
Den weiteren Vormittag nutzen wir meist für einen Spaziergang, z. B in die sogenannte „goldene Aue“ - eine Steppenlandschaft und jagdfreie Zone hier ganz in der Nähe. Dort trifft man eigentlich immer Springböcke, Oryxe und auch Kudus an. Dieser Bereich wird die goldenen Aue genannt, weil es dort ein Wasserloch gibt, dass die Tiere ernährt und besonders gegen Abend erscheint sie golden im Licht der untergehenden Sonne.
Zum Mittagessen gehen wir meistens zurück. Dreimal in der Woche wird hier „Community Essen“ angeboten, wo alle, die hier wohnen und arbeiten, zusammen Mittag essen können, wenn sie wollen. Das Mittagessen wird dann vom Küchenteam vorbereitet. 
Die Ernährung stellt Vegetarier in Namibia vor die Herausforderung, erfinderisch zu werden. Jetzt in der Winterzeit gibt es nicht so wahnsinnig viel regionales Gemüse zu kaufen, vor allem Zitrusfrüchte, Rote Beete, Salate und Kräuter. Wer regional und frisch einkaufen will, muss kreativ werden. 
Die meisten Dinge bekommen wir über den Hofladen von Krumhuk, so wie z.B die eben erwähnten Zitrusfrüchte, Salat, Backwaren, auch Marmeladen, sowie Milchprodukte und Fleisch.
Das alles wird auf Krumhuk selbst hergestellt. Denn Krumhuk ist ein biologisch-dynamischer Farmbetrieb mit einer eigenen Milchküche, Bäckerei und Schlachterei. Darüber hinaus gibt es hier natürlich einen liebevoll gepflegten Garten, wo neben vielen Insekten, Schmetterlingen und Vögeln auch die Schweine, Hühner, Katzen und Hunde ihr Zuhause haben. Auf der Farm gibt es Pferde und Kühe, Bienen, Kaninchen, Truthähne und ein Schaf namens „Pontus“. 
Am Nachmittag sind wir wieder draußen in der Steppe. Das Leben hier spielt sich die meiste Zeit draußen ab, was uns total entspricht. Von der Farm aus kann man wunderbar das 8000 Hektar große Gelände erkunden und wird nicht müde, sich sattzusehen an der Vegetation, den Farben und Formen und natürlich den Tieren, die hier draußen zu Hause sind: Affen, Erdhörnchen, Warzenschweine, Kudus, Oryxe und Springböcke, viele verschiedene Vogel,- und auch Greifvogelarten, Perlhühner, Streifengnus und sogar Zebras in den Bergen. Ganz zu schweigen von den Leoparden, die man aber nicht zu Gesicht bekommt. 
Im Moment ist es ruhig auf Krumhuk, denn es sind Ferien. Während der Schulzeit entdeckt man neben den vielen Tieren auch den ein oder anderen Sonnenhut im Feld. Denn die Kinder, die hier vor Ort in die Schule gehen, haben jeden Morgen „Farmzeit“ und dürfen sich an den vielen verschiedenen Arbeiten der Farm beteiligen. 
Ein Tag auf Krumhuk ist wie ein Tag auf Bullerbü. 
Die Woche wird gemeinsam am Montagmorgen im Morgenkreis begonnen und abgeschlossen am Freitag durch den „end of the Day“: was war diese Woche? Was war besonders schön? Auf was dürfen wir zurückblicken? 
Til blickt zurück auf seine neu entfachte Leidenschaft: das Reiten. Das kann man hier ganz toll. Verena blickt zurück auf viele neu entstandene, gemalte Bilder. Und gemeinsam blicken wir zurück auf nun schon ganze vier Wochen Namibia.